Im Gespräch mit Hannes Zintel
Ingo Mehner: Servus Hans. Ich bin in Tölz mit dem Blomberg aufgewachsen, bin hier noch Skirennen gefahren und war als Kind oft auf der Sommer- und der Winterrodelbahn. Die letzten Jahre nutze ich den Blomberg wieder gerne mit der Familie. Aber er ist nicht nur der Tölzer Hausberg, sondern er ist auch für Tages- und Urlaubsgäste von Bedeutung. Morgens kann man ruhige Momente erleben, untertags ist oft viel los. Du bist Gesellschafter, Geschäftsführer und Betriebsleiter der Blombergbahn. Was sind Deine Ideen für die Zukunft?
Hannes Zintel: Servus Ingo, erst einmal vielen Dank für die Möglichkeit meine Gedanken zu äußern und für Dein damit verbundenes Interesse an unserem Blomberg.
Der Blomberg soll auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag für das Freizeitangebot im Oberland leisten und das Potenzial des Blombergs, als nördlichster erschlossener Berg der Alpen, ist riesig. Vor der Herausforderung des Klimawandels müssen wir den bereits eingeschlagenen Weg zu Ganzjahresattraktionen weiter gehen, nur auf Ski und Rodel zu setzen entspricht nicht den Zeichen der Zeit. Der im Februar 2017 vom Stadtrat beschlossene „Masterplan“ kann im Wesentlichen als Grundlage dienen. Wir müssen den Zeitgeist und die Trends erkennen und unsere Angebote daran anpassen.
Dabei bevorzugen wir ganz bewusst nicht eine Zielgruppe, sondern möchten der Berg für alle attraktiv halten, vom Einheimischen bis zum internationalen Gast und vom Säugling bis zum Senior und vom Sportler bis zum Genießer.
Je nach Zielgruppe sind die Wünsche sehr unterschiedlich und uns als Betreiber ist es wichtig, dass wir den Blomberg gemeinsam und in Einvernehmen mit unseren Gesellschaftern Bad Tölz, Wackersberg und Bad Heilbrunn weiterentwickeln. Dazu wurde der Beirat der Blombergbahn geschaffen, da werden alle Konzepte gemeinsam mit den 3 beteiligten Kommunen abgestimmt.
Ideen für die Zukunft haben wir zu hauf und ich könnte jetzt schnell eine DIN A4 Seite runterdiktieren, aber dass zu filtern ist Angelegenheit des Beirates der Blombergbahn.
Lass uns nicht von „Masterplänen“ reden, sondern nur mal schauen was gerade zur Zeit los ist:
Der Freistaat Bayern hat unseren Landkreis verpflichtet endlich Trails für Radler auszuweisen und der DAV lenkt dieses Projekt. Die große Frage ist nun WO?
Nichts ist besser geeignet als der Blomberg, denn hier ist die notwendige Infrastruktur bereits vorhanden und hier haben wir nur einen einzigen großen Grundstückseigentümer – die Stadt Bad Tölz.
Das Thema Moutainbike versuche ich seit 1994 am Blomberg einzuführen, bisher ohne Erfolg.
Wäre es nicht fantastisch gemeinsam mit einem Tölzer Fahrradkonzept UND zusammen mit dem DAV das Moutainbiken am Blomberg zu einem weiteren Highlight für Einheimische wie Gäste zu machen? Wenn wir es nicht machen, macht es bestimmt ein anderer.
Oder nehmen wir den städtischen Themenwanderweg „Entdeckerpfad“. Bislang verwaiste das Ganze, so dass man zeitweilig schon Angst um die Gäste haben musste. Die TI bemüht sich nun dankenswerter Weise diesen Zustand zu beheben und kommt da gut vorwärts. Die neue geschaffene Stelle des „Blomberg Kümmerers“ trägt bereits erste Früchte.
Aber aus dem Entdeckerpfad könnte man ohne Weiteres, mit einen zusätzlichen Update, eine „umweltpädagogische Bildungsstätte“ machen. Wäre es nicht fantastisch, wenn wir den Blomberg Besuchern, Achtsamkeit mit der Natur lehren könnten? Entspräche es nicht dem Zeitgeist, der zunehmenden Entfremdung von „urbaner Bevölkerung und Natur“ entgegen zu wirken?
Es wird am neuem Stadtrat liegen ob es am Blomberg in die richtige Richtung gehen wird und Projekte konkret umgesetzt werden können!
Ingo Mehner: Einige mahnen auch, dass man dem Blomberg nicht zuviel zumuten soll. Was ist Deine Meinung dazu?
Hannes Zintel: Ingo, ich selbst suche in meiner Freizeit nach ruhigen Plätzen um meine Akkus wieder aufzuladen und bevorzuge hierfür Zwiesel und Suntradn. Ich kann die Intension schon nachvollziehen und nehme hierzu gerne Stellung:
Der Bayrische Landesentwicklungsplan sagt seit Jahrzenten ganz klar:
Erschlossene Gebiete gezielt ausbauen und unerschlossene Gebiete gezielt schützen.
Was heißt das für uns? Ich bin der Meinung man sollte in unserem Landkreis die Masse der Tagesgäste zum Brauneck, zum Herzogstand und zum Blomberg kanalisieren, damit die unerschlossenen Gebiete entlastet und somit geschützt werden. Also stimme ich mit der These eigentlich überein – der Blomberg ist nur eben die Ausnahme davon.
Der Blomberg ist einer der Puffer für den gewaltigen Freizeitdruck aus der nahen Metropolregion München. Und München wächst weiter…
Die Entwicklung als Freizeitzentrum Blomberg geht auf das Jahr 1906 zurück und man hat seitdem, immer wieder das Angebot den Wünschen unserer Gäste und dem Zeitgeist angepasst.
Wusstest Du, dass es z.B. einmal 3 Ski-Talabfahrten am Blomberg gab?
Wusstet Ihr dass noch vor Hundert Jahren oberhalb der Mittelstation kein Baum stand?
Wandel ist normal und somit ist der Blomberg „Teil unserer Kulturlandschaft“ und nicht unberührte Natur, dass darf man nicht verwechseln.
Es ist nicht beabsichtigt den ganzen Berg zu verplanen, wir haben im Beirat der Blombergbahn zusammen mit den 3 Kommunen klar definierte Zonen festgelegt:
Natur – Erholung - Sport zum einen und Infrastruktur wie z.B. Bahnen zum anderen.
Der „Action-Bereich“ umfasst lediglich die Nordflanke, also wo jetzt auch schon alles konzentriert ist, der große Rest soll so bleiben dürfen wie er ist. Momentan nutzen wir mit allen Flächen, also z.B. Skiabfahrt-Route, Wanderwege, Parkplätze, Bergbahn, Rodelbahnen usw usw. ca 0,004% der Blomberg-Gebietes!
Charmant am Blomberg finden die Gäste, dass für die ganze Familie zentral an einem Berg was dabei ist. Je nach Gusto. Ich höre beide Stimmen, aber die Stimme der zufriedenen Gäste überwiegt hier ganz klar. Die Meinung unserer Gäste ist in Bad Tölz natürlich nicht so gut zu hören, kommen die meisten Gäste des Blombergs doch aus anderen Orten. Ich glaube für die Lokal-Politik ist diese unterschiedliche Wahrnehmung nicht ganz leicht zu verarbeiten.
Ingo Mehner: An welcher Stelle sollte sonst noch mehr los sein in Tölz?
Hannes Zintel: Ich bin Vater von 2 Kindern, in Wackersberg aufgewachsen und habe 18 Jahre in Tölz gewohnt. Am Blomberg verwehre ich mich dagegen, alles auf Senioren auszulegen und versuche stattdessen für alle interessant zu sein. Und es kommen tatsächlich viele Familien, jeder 2 -3te Gast ist ein Kind. Schön zu sehen, wenn sie auch noch Oma und Opa mitgebracht haben.
Ich persönlich suche für die kostbaren Stunden mit meiner Familie in der Stadt nach schönen Spazierwegen mit Verweilmöglichkeiten, Spielplätzen, Kaffees, Gastro und Geschäften. Einfach eine Runde zum schlendern. Den Ausbau der Isar-Ufer im Stadtbereich, wie z.B. am Taubenloch ja angedacht ist, finde ich gut, aber auch noch viel zu wenig. Wegen mir auch noch ne „Eisbach Welle“ und an zweiten Isarsteg beim Moralt dazu und bitte die arg gebeutelte Tölzer Gastro dabei nicht vergessen.
Das Thema Radwegeausbau finde ich auch wichtig, gerade in Punkto Sicherheit, denn mit kleinen Kindern ist Tölz zu Radeln ist für mich zum Teil mehr Action, als ich am Blomberg bekomme. HaHa
Die Entwicklung im Kurpark finde ich schön, ruhige Zonen welche ordentlich gepflegt sind und zum Verweilen einladen gehören dazu. Die Mischung machts.
Super finde ich das der Wochenmarkt, wieder in der Marktstraße ist. Auch der Christkindlmarkt hat sich prächtig entwickelt. Meine Familie aus Berlin hat nicht schlecht gestaunt über den schönen Christkindlmarkt. Übrigens, in Berlin gibt es über 50 Weihnachtsmärkte, aber einen der um 19.00 Uhr schließt haben sie nicht! Gerade für berufstätige Einheimische finde ich es wirklich schade, dass man sich nach Feierabend abhetzten muss um noch einen Glühwein mit Freunden trinken zu können.
Ingo Mehner: Dann hätte ich noch eine letzte Frage an Dich, auch wenn das für mich gefährlich werden kann: wenn ich Bürgermeister werden würde – was wäre Deine Erwartung an mich?
Hannes Zintel: Wir erwarten uns vom künftigen Bürgermeister, dem Stadtrat, sowie der Verwaltung:
Lasst uns den Blomberg zu einem Ort machen, wo Einheimische und Gäste weiterhin gerne Zeit mit Ihren Lieben verbringen wollen. Dabei ist der Schutz der Natur, ebenso wie der Ausbau der Infrastruktur klar notwendig. Beides erfordert Investition von Seiten aller Partner. In diesem Sinne wünschen wir uns, dass wir gemeinsam den im Februar 2017 vom Stadtrat beschlossenen „Masterplan“ weiter umsetzen und auch gemeinsam modifizieren. Dazu gehört in der neuen Legislaturperiode auch wieder eine starke und rührige Besetzung der „Beirats“ der Blombergbahn in welchem wir gemeinsam mit unseren Partnern geeignete Projekte diskutieren und finden werden.
Die Stadt Bad Tölz, als Grundstückseigentümer, Gesellschafter der Bergbahn und Besitzer der Berggasthofes ist der stärkster Partner hier am Blomberg. Ohne deren starken Unterstützung wird es nicht gehen. Ich darf hier auch im Namen von knapp 100 Mitarbeiter der einzelnen Betriebe hier am Blomberg sprechen, wenn ich sage dass Stillstand keine Option sein kann. Der Wettbewerb ist groß und „wer nicht mit der Zeit geht – Geht eben mit der Zeit“.
Wir möchten anpacken und gemeinsame Ziele erreichen!
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtrat und wünsche Dir, lieber Ingo, viel Erfolg bei der bevorstehenden Wahl.